Spätestens seit Beginn ihres militärischen und entwicklungspolitischen Engagements in Afghanistan im Jahr 2001 ist die Bundesrepublik bemüht, Wissen über die Bevölkerung des zentralasiatischen Landes zu sammeln. Daraus wurden zahlreiche Dokumente hervorgebracht, die deutsche Vorstellungen zu Identität, Bedürfnissen, Wünschen, Fähigkeiten und Mängeln der afghanischen Bevölkerung darlegen.Thomas Kieschnick zeigt, warum „der Afghane“ (und sein Gegenpart „Taliban“) nicht mehr als ein Konstrukt ist, das von der Realität vor Ort frappierend abweicht. Kieschnick offenbart Asymmetrien und Willkür in der Identitätskonstruktion und wie deren Ausgestaltung die deutsche Afghanistan-Agenda legitimiert. Dabei belegt er, warum diese fehlerhafte Wissenskumulation zugleich Ursache und Resultat eindimensionaler Vorstellungen globaler Machtstrukturen und fehlgeleiteter Politik ist.