Da sich zahlreiche Streitigkeiten über moralische Konflikte bei näherer Betrachtung als Streitigkeiten über Weltanschauungen erweisen, widmet sich dieses Buch einer Analyse der Struktur moralischer Phänomene, die das zunächst sehr vage Verständnis von Weltanschauung anhand verschiedener Konzepte reflektiert und systematisch in die ethische Betrachtung einbindet. Im Hintergrund stehen konkrete Debatten über die Gestaltung der Gegenwartsgesellschaft, weshalb der Komplex ‚Wissenschaft und Technik‘ als Leitfaden genutzt wird. Neben wissenschaftstheoretischen Betrachtungen und begrifflichen Analysen widmet sich das Buch ausführlich ideengeschichtlichen Darstellungen zum 17., 19. und 20. Jhd., um zu zeigen, dass scientistische und technophile Tendenzen ihre Attraktivität stets auch umfassenden geschichtsphilosophischen Deutungen und letztlich Heilserwartungen verdanken. Dieses Ergebnis sowie die Erträge der begrifflichen Analysen werden genutzt, um die moderne Dominanz der Wissenschafts- und Technikentwicklung nachzuvollziehen und in das richtige Licht zu rücken. Insbesondere die weit verbreitete Vorstellung, dass die Gegenwart keine ‚Großen Erzählungen‘ mehr kenne und dass sie sich stattdessen völlig pluralistisch entwickle, wird dabei zweifelhaft. Um die vorgestellten Ideen für den praktischen Diskurs der angewandten Ethik fruchtbar zu machen, wird eine Rhetorik entwickelt und vorgestellt, die in festgefahrene Debatten so einzugreifen versucht, dass den Kontrahenten die von ihnen implizit in Anspruch genommenen weltanschaulichen Horizonte zur weiteren Elaboration oder auch zum offenen Bekenntnis verfügbar werden.