Vier grundverschiedene Literaturen beispielgebender Autoren der Neuzeit stehen sich in dieser Untersuchung kontrastiv gegenüber. Ausgehend von einem Verlaufsbegriff, der sich an den strukturellen Gegebenheiten eines Textes orientiert, werden in einem Verfahren des textnahen Lesens Beispieltexte der genannten Autoren wahrgenommen, analysiert und verglichen: Das Werk von Kleist findet seine Anwendung als Kontrastmittel für die Lektüre von Goethes frühen Dramen, Kafkas „Proceß“ und Brechts „Dreigroschenroman“ erfahren neue Lesarten in ihrem wechselseitigen Bezug.
Bei weitestgehender Vernachlässigung von Themen, Motiven und Inhalten zielt das Lektüreverfahren ab auf die jeweils spezifische Bauweise literarischer Zusammenhänge – auf ihre Architekturen. Das Ergebnis dieses vergleichenden textnahen Lesens von Verlaufsstrukturen im Werk von Goethe und Kleist sowie Kafka und Brecht ist eine Neuinterpretation ihrer Texte auf der Grundlage der sich voneinander unterscheidenden Denkfiguren.