Nach dem Ende der Postmoderne suchen Romane des 21. Jahrhunderts nach neuen Modellen und Konzepten. Hier stehen vier Gegenwartsromane zur Diskussion, die ganz grundsätzlich nach dem Wesen und der Natur der Zeit fragen: Austerlitz von W.G. Sebald, UC von Helmut Krausser, 42 von Thomas Lehr und Spiele von Ulrike Draesner. Kulturtheoretiker beschreiben wiederholt die Veränderungen in der Zeitwahrnehmung, die sich derzeit vollzieht. Beschleunigung der Kommunikation, immer ausgeprägtere, technische Speicherverfahren für das Vergangene, Unsicherheit über eine bedrohlich erscheinende Zukunft und die Vernetzung komplexer virtueller Realitäten fordern ein grundsätzlich neues Zeitverständnis ein. Die hier vorgestellten Romane bieten mögliche Beispiele, wie sich Zeit nach der Postmoderne konzipieren lässt. Es geht dabei im mehrfachen Sinn um Zeitbilder: Vilém Flussers Leitbegriff Technoimagination ermöglicht dabei, den Zusammenhang zwischen Zeit und Bild medienphilosophisch zu fundieren. Indem Flussers Bildtheorie an Wolfgang Isers Literaturtheorie angeschlossen wird, lässt sich zeigen, wie das Literarische mit der von Flusser beschriebenen neuen Einbildungskraft interagiert, und darin zeichnet sich zugleich eine wichtige neue Funktion literarischer Texte in der Medienkultur des 21. Jahrhunderts ab.