Zürich trifft Weimar: Der Schweizer Erzähler und Essayist Adolf Muschg hat sich immer wieder mit Goethes Ideen über Mensch und Natur beschäftigt. In zahlreichen Aufsätzen und Vorträgen stellte der Zürcher Literaturprofessor und Büchner-Preisträger Verbindungen zwischen dem Weltbild Goethes und seinen eigenen künstlerischen Vorstellungen her. Auch in Muschgs erzählerischen Texten finden sich wiederholt Verweise auf Figuren und Gedanken des deutschen Klassikers. In Muschgs Roman „Löwenstern“ (2012) hat Goethe sogar einen Gastauftritt als väterlicher Berater der Hauptfigur. Wie viele der Figuren Muschgs ist auch Löwenstern auf der Suche nach einem „ganzen“ Leben. Über die Analyse der Facetten der eigenen Identität sucht Muschg in seinen Romanen nach einer möglichen Balance, welche Basis eines gelingenden Lebens sein kann. Hans-Bernd Bunte untersucht das Lebenswerk Adolf Muschgs und interpretiert seine Romane und Essays unter zwei Aspekten: des sich immer wieder neu fokussierenden Blicks auf Goethe und des Voranschreitens Muschgs auf dem Weg zur Kunst, ganz zu leben.