Was hat das berühmte Findelkind Kaspar Hauser aus dem frühen 19. Jahrhundert mit Samira Battani, einem afrikanischen Flüchtlingsmädchen von heute zu tun? Der Autor Ulrich Rach, der als langjähriger Tageszeitungsredakteur in Nürnberg und Ansbach unzählige Male über Kaspar Hauser, aber auch über die Krisen- und Notsituation in Afrika schrieb, beantwortet in seinem neuen Kinder- und Jugendbuch diese Frage: Beide Findlinge leiden in ihrem jungen Leben vor allem darunter, dass sie nichts über ihre Herkunft, ihre Abstammung, also ihre Identität wissen.
Das Buch schildert die Folgen, die seelische Not, aber auch Hoffnungen und Freuden der beiden Haupt-Protagonisten. Ein Effekt ist, dass hier die Geschichte Kaspar Hausers besonders für junge Leser (ab 9 Jahren), aber auch für jung gebliebene Erwachsene kompakt, übersichtlich sowie verständlich in Sprache und Inhalt wiedergegeben wird. Kaspar Hauser war bisher auf dem deutschen Kinder- und Jugendbuchmarkt noch kaum entdeckt worden. Rachs Hauser-Darstellung will aber nicht romantisch-märchenhaft verklären, sondern bleibt distanziert, zeitgemäß-kiritsch.
Dann ist da der weitere Effekt, den die Schilderung des Schicksals von Samira aus Afrika auslösen soll, die als Kleinkind ihre Eltern auf der Flucht verolor: Dass die jungen Leserinnen und Leser real mit den dramatischen Hintergründen und Auswirkungen der hochaktuellen Flüchtlingsdramen vertraut gemacht werden. Und dass sie sowohl im Fall Kasphar, als auch im Fall Samira nachvollziehen sollen, was es heißt, wenn Menschen nach ihrer Identität suchen, sich unendlich nach ihr sehnen.