Seit 1989 widmet sich der in Bern lebende Künstler Daniel Breu (*1963) dem Zeichnen. Seine experimentelle künstlerische Suche nach ästhetischen Formen für das Gegenständliche brachte ein Spektrum an heterogenen Darstellungen hervor, welche paradigmatisch das reiche Potenzial, aber auch die Grenzen der Bildlichkeit ausloten. Der Vielfalt sind bei ihm kaum Grenzen gesetzt, weder materiell noch formal. In diesem Rahmen manifestiert sich der künstlerische Ansatz als beharrliche Suche nach der Essenz der Dinge.
Der eigentliche Vorgang des Zeichnens ist weit entfernt von der spontanen Skizze, vom rasch umgesetzten künstlerischen Einfall. Zeichnen bedeutet für ihn ein Vorgehen und Ausführen nach minutiöser Planung. In den meisten Fällen entstehen ganze Werkserien aus seiner künstlerischen Versuchsanordnung.
Die Wahl seiner Mittel bleibt reduziert, seine Strategie der visuellen Umsetzung differenziert, die Motivwelt nach vielen Seiten hin offen.
Doch immer bleibt die spontane Handschrift im Hintergrund, zurückgenommen zugunsten der Repräsentation des Gegenstands und der Untersuchung der künstlerisch-technischen Ausdrucksmöglichkeiten.
Weshalb in seinem Werk das Zeichnen eine ganz eigene Prägung erfährt, die in manchen Aspekten dem herkömmlichen Zeichnungsbegriff entgegensteht oder ihn gar auf den Kopf stellt, wird mit dieser Publikation zur gleichnamigen Ausstellung der Graphischen Sammlung ETH Zürich (19.8. – 18.10.2015) deutlich gemacht.

Der Autor: Michael Matile, Dr. phil., promovierte an der Universität Bern. Seit 1994 arbeitet er an der Graphischen Sammlung ETH Zürich, seit 2002 als Kurator und stellvertretender Leiter. Er ist Autor mehrerer Bestands- und Ausstellungskataloge zur Druckgraphik und Handzeichnung und Kurator zahlreicher Ausstellungen zu Themen von der Renaissance bis zur Gegenwart.