Kaum ein Ereignis der mittelalterlichen Geschichte hat so widersprüchliche Beurteilungen erfahren wie die Kreuzzüge. Für manche symbolisieren sie den „Kampf der Kulturen“ zwischen Islam und Abendland. Andere finden in ihnen Beispiele für friedliche Kulturkontakte zwischen Christen und Muslimen. Kristin Skottki rekonstruiert die Entstehungszusammenhänge dieser unterschiedlichen Interpretationen und reflektiert dabei die Bedingungen historischer Forschung im Spannungsfeld von Orientalismus, Okzidentalismus und Mediävalismus. Zugleich bietet sie eine narratologische Analyse der Darstellungen von Begegnungen zwischen Kreuzfahrern und Muslimen in mittelalterlichen Chroniken des Ersten Kreuzzugs. Auf diese Weise wird nicht nur der Frage nach Konstruktionsprozessen von Identitäten und Alteritäten nachgegangen, sondern auch der nach einem ethisch verantworteten Umgang mit schwierigen Texten der mittelalterlichen Vergangenheit.

Hardly any other medieval event has been judged so contradictorily as the Crusades. For some they denote a „Clash of Civilizations“ between Islam and the West. Others seek out examples of peaceful cultural encounters between Christians and Muslims in the time of the Crusades. Kristin Skottki traces the contextual origins of these different interpretations and assesses the assumptions of historical research between the priorities of Orientalism, Occidentalism and Medievalism. At the same time she offers a narratological study of textual representations of encounters between Crusaders and Muslims in medieval chronicles of the First Crusade. Thus, not only does this study address the construction of identities and alterities, but also how to ethically engage with difficult texts from the medieval past.