Hans Sachs war nicht nur Nürnberger Schuster, sondern auch Dichter und Meistersinger: Mit der "Wittenbergisch Nachtigall" legte er sein persönliches reformatorisches Bekenntnis ab. Er steht im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung, um anhand seiner Meisterlieder exemplarisch für einen Handwerker der Frühen Neuzeit die Frage zu beantworten, wie ein Laie im städtischen Kontext des 16. Jahrhunderts das Anliegen der Reformation verstanden und dieses persönlich für sich und andere in das praktische Leben übersetzt hat. Welche Schwerpunkte waren für ihn konkret als Handwerker wichtig, welche Lehren erschienen ihm als besonders lebensnah und animierten ihn zur Nachahmung? Die Rezeption der theologischen Lehren Luthers wird in dieser Arbeit konsequent aus der Perspektive von Hans Sachs analysiert, der als Meistersinger seine Lieder auf der Singschule vortrug und zur Diskussion stellte. Vor diesem Hintergrund verdichten Meisterlieder auf kleinstem Raum, was im Großen den Prozess der Meinungsbildung bestimmte. Uta Dehnert zeigt, inwiefern sie Spiegel der Dynamik der Reformation sind, deren Anstoß bei den Wittenberger Theologen um Luther zu suchen ist. Dies führte zu einem neuen Selbstbewusstsein unter den Laien in den Reichsstädten, indem dieselben sich unabhängig mit religiösen Fragen beschäftigten und die Bibel eigenständig, angeleitet durch reformatorische Traktate, auszulegen begannen. Die Arbeit wurde mit dem Publikationspreis für hervorragende Forschungsleistung der Universität Stuttgart ausgezeichnet.