Als interdisziplinäres und praxisorientiertes Forschungsfeld prägt die Medical Humanities das Bestreben, den negativen Auswirkungen einer technisierten und rein evidenzbasierten Medizin entgegenzuwirken. Hierzu das Erkenntnispotenzial von Literatur zu nutzen, macht aus Ärzt*innen eine spezifische Gruppe von Leser*innen, die sich von jenen Rezeptionsinstanzen unterscheidet, welche die Literaturwissenschaft routinemäßig untersucht – denn das Ziel ihres Leseaktes ist die Erweiterung medizinprofessioneller, also außerliterarischer, Kompetenzen. Das probabilistische Lesermodell MPL bringt diese angestrebte Verbesserung ärztlicher Kompetenzen systematisch mit der Lektüre literarischer Texte in der Ausbildung zusammen und versteht sich außerdem als ein Beitrag zur Erschließung dieses aufstrebenden, aber schwer zu überblickenden Feldes.