Öffentliche Diskussionen um die Glaubwürdigkeit von Erkenntnissen zeigen die große Bedeutung eines adäquaten Verständnisses der Vorläufigkeit und der soziokulturellen Eingebundenheit naturwissenschaftlicher Erkenntnisse. Studien weisen allerdings darauf hin, dass Lehramtsstudierende diesbezüglich vielfach über naive oder inkonsistente Ansichten verfügen und diese darüber hinaus resistent gegenüber Veränderungen sind.

In der vorliegenden Arbeit werden zunächst Arbeitsdefinitionen für die Vorläufigkeit und die soziokulturelle Eingebundenheit für die Chemielehrer*innenbildung hergeleitet, indem beide Aspekte sowohl aus wissenschaftstheoretischer als auch aus naturwissenschaftsdidaktischer Perspektive analysiert werden. Darüber hinaus werden die Fragen untersucht, welche Vorstellungen Chemielehramtsstudierende über die beiden Aspekte aufweisen, inwiefern diese Vorstellungen resistent gegenüber Veränderungen sind und wie sich ein adäquates Verständnis fördern lässt. Zur Beantwortung wurden drei empirische Studien mit insgesamt N = 133 Lehramtsstudierenden durchgeführt. Dabei wurden unter Berücksichtigung der Gütekriterien qualitativer Forschung verschiedene Datenerhebungs- (u. ,a. Fragebögen und Interviews) und Datenauswertungsmethoden eingesetzt (u. ,a. qualitative Inhaltsanalyse). Die Ergebnisse zeigen, dass die Förderung des Verständnisses über die Vorläufigkeit und über die soziokulturelle Eingebundenheit mit unterschiedlichen Schwierigkeiten behaftet ist. Beispielsweise scheint die Thematisierung der Vorläufigkeit einige Studierende zu verunsichern, sodass in gleichem Maße auch die Beständigkeit naturwissenschaftlicher Erkenntnisse thematisiert werden sollte.