Ein Blick in die Arbeitsbibliothek des berühmten Typographen Jan Tschichold: ein großer Schatz an Zeugnissen zur Geschichte der europäischen Typografie.
Begleitband zur gleichnamigen Ausstellung in der St. Galler Kantonsbibliothek Vadiana vom 28. Oktober bis 27. November 2016

Jan Tschichold war einer der bedeutendsten Schriftgestalter, dessen Einfluss bis heute unbestritten groß ist. Eine Ausstellung zeigt nun einmalige Zeugnisse aus der Arbeitsbibliothek des Meisters, die dem St. Galler Zentrum für das Buch 2010 übergeben wurde. Neben über 2.000 Büchern, Broschüren und Zeitschriften umfasst der Bestand auch eine große Zahl an Briefen, Notizen, Fotografien und Original-Illustrationen. Es fanden sich frühe, bis jetzt noch nie reproduzierte Proben von 1925 und 1926 zu Renners Futura. Aus dem Jahr 1966 stammt eine Überarbeitung der Typographischen Gestaltung von 1935, die zur Veröffentlichung geplant war, aber nie erschienen ist. Briefwechsel zwischen Tschichold und Zapf und zwischen ihm und Rudolf Hostettler werfen ein Licht auf den aufmerksamen, kritischen Leser Tschichold.
Die vielen angekreuzten oder unterstrichenen Stellen in den Büchern, Broschüren und Zeitschriften, die marginalen Bemerkungen und die vielen beigelegten Dokumente bringen einem Tschichold als Person und Typographen näher: Man blickt ihm über die Schulter, schaut ihm auf die Hände.
Neben einer Dokumentation aller Ausstellungsexponate, einem Literaturverzeichnis, einer gewichtigen Ergänzung der Tschichold-Bibliografie und einer kurzen biografischen Notiz enthält das reich bebilderte Begleitbuch einen längeren Aufsatz über den Charakter dieser Bibliothek und einen Text zum nicht veröffentlichten Manuskript »Die unsymmetrische Satzweise«.

Weitere Stationen: Museum für Druckkunst Leipzig (Frühjahr 2017), Design Center im Museumsquartier Wien (Sommer 2017)