Die Abhandlung thematisiert die in der bisherigen Forschung vernachlässigten geschichtstheoretischen und literarästhetischen Konzepte des byzantinischen Autors Nikephoros Gregoras (1290/91–1359/60), die er in seinem Hauptwerk, der Rhomaike Historia, entwickelt hat. Am Beispiel der darin enthaltenen Gespräche mit seinem Schüler Agathangelos wird gezeigt, dass im Mittelpunkt dieser Gespräche weniger die Schülerfigur steht als vielmehr die jeweils ganz unterschiedlich akzentuierte Selbstinszenierung des Gregoras als Prometheus, Ismenias, Sokrates und Klemens von Ankyra.


Abschließend werden die Rolle des Gedächtnisses bei der Repräsentation der Vergangenheit sowie die Interaktion von Zeit, Gedächtnis und Phantasie untersucht. Dabei werden intertextuelle Ansätze, erzähltechnische Reflexionen und autofiktive Aspekte aus der Rhomaike Historia herangezogen sowie Ähnlichkeiten und Annäherungspunkte zwischen den byzantinischen literarischen und historiographischen Konzepten und modernen literatur- und geschichtstheoretischen Ansichten erörtert, insbesondere in Bezug auf die Frage, inwiefern Erzählung, historische Erinnerung und Phantasie in einem Geschichtswerk harmonieren können.