Die Konzentrationslager-Haft von sogenannten »Asozialen« und »Berufsverbrechern« bildet eines der letzten Desiderate der KZ-Forschung, ist doch gerade über die erste Phase ihrer Verfolgung kaum etwas bekannt. Die Studie von Julia Hörath schließt diese Lücke und eröffnet zugleich neue Perspektiven auf die Geschichte der KZ. Indem sie einen weiten Begriff von Konzentrationslager zu Grunde legt, kann sie bislang kaum berücksichtigte Haftstätten in den Blick nehmen. Die Untersuchung zeigt die Schwächen des Stufenmodells, das die Forschungsdebatten bislang dominierte und von scharfen Zäsuren in der Entwicklung der KZ ausgeht. Demgegenüber stärkt Hörath die Argumente der Kontinuitätsthese, nach der alle wesentlichen Funktionen bereits in den frühen KZ angelegt waren. Wie ihre Studie zeigt, setzte schon kurz nach der Machtübergabe eine systematische Verfolgung von »Asozialen« und »Berufsverbrechern« ein. Die KZ-Einweisungen wurden nur punktuell und allenfalls rahmensetzend von den Zentralinstanzen gesteuert, gingen vielmehr in erster Linie auf die Initiative lokaler Akteure zurück. Bevor sich die in der Frühphase gesammelten Erfahrungen im Konzept der »rassischen Generalprävention« verdichteten, prägten verschieden motivierte und konzipierte Spezialpräventionen das Vorgehen, die Hörath in die langen sozialpolitischen Entwicklungslinien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts einordnet.