Der 100. Jahrestag der deutschen Revolution von 1918 hat eine breite öffentliche und wissenschaftliche Aufmerksamkeit gefunden.
Die Debatten über die Ereignisse von 1917 bis 1923 konzentrierten sich vor allem auf die grundlegenden Veränderungen der politischen Demokratie. Weniger Beachtung fanden dagegen die fundamentalen Weiterentwicklungen der sozialen Demokratie, die den Gewerkschaften neue und umfassende Aufgaben bescherten. Im vorliegenden Band, der auf eine Tagung der Hans-Böckler-Stiftung, der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets im Herbst 2018 zurückgeht, diskutieren 23 Historiker*innen in vier Sektionen die Beiträge der Gewerkschaften zur demokratischen Neugestaltung nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland und zum Teil auch in europäisch vergleichender Perspektive.
In den Blick kommen der Kampf um die politische Neuordnung, das Spannungsverhältnis der Gewerkschaften zwischen Nationalismus und Internationalismus, die Auseinandersetzungen um die Neuordnung der Wirtschaft und die umstrittene Erinnerung an die Revolution. Der demokratische und soziale Aufbruch in vielen Ländern nach dem Ersten Weltkrieg wird interpretiert als Teil einer Geschichte der Emanzipation, die noch lange nicht an ihr Ende gekommen ist