Sich mit Märchen im Unterricht auseinanderzusetzen, ist nie überflüssig und bedarf keiner Entschuldigung. Dafür sind sie zu wichtig (Kinder brauchen Märchen, gerade in einer Zeit, in der viele von ihnen länger vor einem Bildschirm sitzen als in der Schule), zu attraktiv (auch heute noch vermag ein Märchen die Kinder zu faszinieren und zu emotionalisieren) und für die Lehrerinnen und Lehrer zu reizvoll (kaum eine andere Textgattung eignet sich so gut, unterrichtlich genutzt und verwertet zu werden).
Im ersten Teil werden insgesamt sieben (um der Märchenzahl Sieben die Reverenz zu erweisen) Thesen über Märchen vorgetragen und anschließend erläutert. Jeder These ist ein passendes Stichwort wie Märchenphantasie, Kreativer Umgang mit Märchen, Wirkungen der Märchen oder Märchenfilme im Unterricht hinzugefügt. Im zweiten Teil wird über die unterrichtspraktische Arbeit berichtet, also davon, wie man heute Märchen lesen könnte. Der Grundgedanke dabei war, zu zeigen, daß es für Kinder ab einem bestimmten Alter (in der Regel von neun Jahren an) interessant und anregend sein kann, wenn sie neben dem Original immer auch einige moderne Märchenvarianten kennen lernen und sich kritisch mit medialen Adaptionen auseinandersetzen. Davon gibt es mittlerweile eine solche Fülle, daß man als Lehrer an ihnen nicht vorbeikommt.
Anhand von jeweils einem Grimmschen (Hans im Glück) und einem Andersen-Märchen (Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern) wird dies darzustellen versucht. Zum Schluß geht es auch um den unterrichtlichen Umgang mit einem veränderten Märchen (Janoschs Froschkönig) bzw. einer märchenartigen Geschichte (Nikolaus Heidelbachs Buch für Bruno).
Der Autor:

Dr. Michael Sahr (geb. 1939): Lehrer, Seminar- und Schulleiter; zuletzt hauptberuflich am Institut für Germanistik an der Universität Regensburg tätig (Schwerpunkt: Kinder- und Jugendliteratur)