1929, zehn Jahre nach Gründung des Bauhauses, zeigte der Berliner Martin-Gropius-Bau die Ausstellung „Neue Typografie“, zu der auch László Moholy-Nagy eingeladen wurde, der im Jahr zuvor Dessau verlassen und sich in Berlin einen Namen als Gestalter gemacht hatte. Für seinen Raum „Wohin geht die typografische Entwicklung?“ entwarf er 78 Schautafeln zur Zukunft und Entwicklung der „Neuen Typografie“ seit der Jahrhundertwende. Für seine Tafeln verwendete Moholy-Nagy sowohl eigene Entwürfe als auch Werbedrucksachen von Kollegen aus dem Bauhaus-Umfeld.
Mit dem funktionalen Grafikdesign der „Neuen Typografie“ hatte sich in den 1920er-Jahren eine künstlerische Reklamegestaltung durchgesetzt, die mit der bisherigen Tradition brach. Ziel war eine zeitgemäße Gestaltung mit standardisierten Schrifttypen, industriellen DIN-Normen und Idealen wie Lesbarkeit, Klarheit und Direktheit entsprechend den Prinzipien der konstruktivistischen Kunst.
Die umfangreiche Publikation vereint erstmals die vor kurzem in der Berliner Kunstbibliothek wiederentdeckten Ausstellungstafeln von Moholy-Nagy, die anhand eines „Abcdariums“ mit charakteristischen Stichworten von namhaften Autor*innen beleuchtet werden – von A wie Asymmetrie bis Z wie Zukunftsvision. Durch assoziierendes Querlesen wird so der typografische Ideenkosmos der Avantgarde der 1920er-Jahre wieder erfahrbar.
Für die Hochschule Mainz und die Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin, herausgegeben von Prof. Dr. Petra Eisele, Prof. Dr. Isabel Naegele und Dr. Michael Lailach