Die Ausstrahlung der US-Miniserie Holocaust. Die Geschichte der Familie Weiss versetzte Ende der 1970er-Jahre das Fernsehpublikum der USA, Westeuropas und Israels in Aufregung. Die Sendereihe war umstritten und ihre Rezeption ist bis heute ambivalent – auch in Osteuropa, wo sie in der Regel erst nach dem Fall des kommunistischen Systems ausgestrahlt wurde. Wie die Serie in verschiedenen Ländern aufgenommen wurde und welche Reaktionen sie auslöste, sagt viel über den damaligen Umgang mit der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik beziehungsweise über die Erinnerung, das Vergessen und die Verdrängung der Ermordung der europäischen Juden. Inzwischen gilt Holocaust als Fernsehereignis, das durch die populäre Darstellung des Schicksals einer deutsch-jüdischen Familie in den Jahren 1933–1945 einen erinnerungskulturellen Epochenumbruch bewirkt hat. Andere Darstellungen und Aufarbeitungen, die das Fernsehen in Ost- und Westeuropa ausgestrahlt hat, sind darüber in Vergessenheit geraten. Diesen Sendungen gehen die Beiträge dieses Bandes nach. In Aufsätzen über zehn Länder beschäftigen sich die 22 Autorinnen und Autoren anhand ausgewählter Beispiele mit den historisch-gesellschaftlichen Zusammenhängen dieser Fernsehsendungen und ergründen deren Umgang mit dem Massenmord.