Die Machtfrage in den Kirchen erhält durch den Blick auf die verheerenden Folgen von Missbrauch eine neue Dimension und Dringlichkeit. Der Fachbereich katholische Theologie der Goethe-Universität hat sich der Thematik in zwei Tagungen gewidmet und dabei Fragen nach religiös konstituierter Macht und Ohnmacht gestellt. Dabei wurden insbesondere die (mangelnden) Macht- und Verantwortungskultur der Gesamtorganisation „katholische Kirche“ in den Blick genommen. Und zwar sowohl aus sozialwissenschaftlicher wie aus rechtswissenschaftlicher, theologisch-systematischer und theologisch-ethischer Perspektive. Die Beiträge setzen an Schnittstellen theologischer und sozialwissenschaftlicher Macht- und Gewaltforschung an und beleuchten Vulnerabilität, Gender-Aspekte, Intersektionalität und organisationsstrukturelle Dynamiken: Was sind Spezifika katholischer Konstitution von Macht und Ohnmacht? Wie schlagen diese sich in kirchlichem Selbstverständnis, Lehre, Organisation und Binnenkultur sowie in der verfassungsrechtlichen Haltung gegenüber den Kirchen in Deutschland nieder? Und nicht zuletzt: Wie wirken sie sich auf die Dokumentation von Missbrauchsfällen und die Missbrauchsforschung selbst aus?