Reinhart Kosellecks »Kritik und Krise« gilt heute als Klassiker. Kaum noch wird moniert, dass diese Heidelberger Dissertation sich vom geächteten Carl Schmitt begleitet zeigte. Diese bislang dennoch eher spekulierte Intensität des Einflusses von Schmitt und Schmittianern auf den frühen Koselleck soll hier erstmals auf breitere Basis gestellt werden – indem eine Gegenerzählung des öffentlichen Intellektuellen Koselleck erforscht wird. Der späte Koselleck nämlich reklamierte, seiner 1959 publizierten Doktorarbeit hätte auch eine Bekanntschaft mit Hannah Arendt und deren Werk genutzt. Tatsächlich hatte Arendts in den 1950er Jahren wachsende Prominenz die dem Holocaust rechtzeitig entkommene Wahlamerikanerin mehrfach nach Europa zurückgeführt. Ihr nationalsozialistisch belasteter früherer Studienort Heidelberg aber blieb ihr suspekt. Umso mehr muss die vorliegende Studie der Rolle Arendts für Koselleck und Schmitt kontextualistisch, politiktheoretisch und motivgeschichtlich nachspüren.