Aloys Meister (1866–1925), renommierter Historiker aus Münster und 1911/12 Rektor der Universität, hinterließ ein Tagebuch, in dem er Krieg, Revolution und Gründung der Weimarer Republik 1918/19 kommentierte. Er war noch lange vom deutschen Sieg über Frankreich und England überzeugt, nachdem an der Ostfront in Brest-Litowsk der Sonderfrieden mit Russland geschlossen worden war. Umso größer war die Verbitterung über die sich abzeichnende Niederlage. Für die Entbehrungen der Soldaten und der Zivilbevölkerung brachte Meister wenig Verständnis auf, erst recht nicht für die Revolution und die Demokratisierung. Er hielt an Kaiser Wilhelm II. fest und nannte Friedrich Ebert einen „Schlappsack“. Das hier edierte Tagebuch bricht mit dem Versailler Vertrag ab. Meister benutzte es als eine Art Ventil, um Dampf abzulassen. Seiner monarchistischen, imperialistischen und antidemokratischen Haltung verlieh er darin ungeschminkt Ausdruck.