Das Christentum hat ein ursprüngliches Verhältnis zum Bild: erkennt doch der Glaube in Christus selbst das wahre Bild Gottes. Die Darstellung des Undarstellbaren, die Vergegenwärtigung des absolut Transzendenten – wie soll das gehen? Zwischen den Polen einer „Lust am Bild“ und der Wucht des Undarstellbaren spannen sich die Bildkulturen des Christentums aus. In der Bearbeitung dieser Spannung gewinnt der Künstler zunehmend an Bedeutung. So bringt das Christentum das Bild in die Moderne. Es ist die innere Dialektik von Darstellung und Undarstellbarkeit, aus der das Bild seine Anziehungskraft schöpft: als würde das Bild längst uns schon angeschaut haben, bevor unser Blick auf es fällt. In einem Gang durch bedeutende und ausgefallene Marien- und Christusdarstellungen der Jahrhunderte lädt dieses Buch zu persönlichen Bildbegegnungen ein. Mit zahlreichen farbigen Abbildungen.

„Gibt es eine ursprünglichere menschliche Mächtigkeit als die eines Antlitzes: das dir schon entgegenschauende Gesicht, als
dein Blick erst auf es fällt? Unverborgen ist des Menschen Antlitz, was immer sonst er vor sich, der Welt und Gott verhehlen
mag. Kein anderes Bild des Absoluten haben wir als seine Reflexion im Antlitz des menschlichen Subjekts.“ (Knut Wenzel)