Figuren, in der Geometrie, der Rhetorik, der bildenden Kunst und im Tanz, lassen sich als Raumgestalten, aber auch als Gesten oder Sprechakte beschreiben. In exemplarischen Lektüren u.a. von Lessing, Moritz, Keller, Proust, Rilke und Valéry entwickelt Caroline Torra-Mattenklott ein poetologisches Konzept der Figur.
Eine Figur kann als poetologisches Modell fungieren, indem sie die zeitliche Dimension eines Werks abbildet und zugleich einen schematischen Überblick über die literarische Form als ganze gewährt. Überdies erfüllen Figuren text-konstitutive Funktionen: Sie bestimmen die rhetorische Struktur eines Textes, stellen als abstrakte Motive textimmanente Beziehungen her oder strukturieren die fiktive Welt. Von Bedeutung ist diese strukturbildende Funktion da, wo es um die Darstellung unübersichtlicher Erfahrungszusammenhänge geht – im autobiographischen Roman.