Die natürliche Umwelt begegnet den antiken Griechen als segensreich, aber auch bedrohlich. Traditionelle Überlieferungen des Mythos führen dieses dynamische Potential der konkreten Lebenswelt auf das Wirken göttlicher Mächte in der Natur zurück – und sie geben Veranlassung, mittels religiöser Rituale auf diese göttlichen Gegenüber einzuwirken.


Althistoriker, Archäologen und Philologen fragen in diesem Band nach den Elementen des Naturraums, die in Griechenland unmittelbare religiöse Verehrung erfuhren. Welche Orte in der Natur waren als Schauplätze mythischen Geschehens und religiösen Handelns in Griechenland besonders wichtig? Welche Funktion erfüllten mythische Erzählung und religiöses Ritual für die Konstruktion lokaler Identitäten im spezifischen naturräumlichen Umfeld? In einer neuen Perspektive auf das vielschichtige Verhältnis von Natur, Mythos und Religion zeigen die Autorinnen und Autoren, auf welche Weise Mythos und Ritual in der griechischen Kultur Vorstellungen und Handlungsstrategien für Individuum und Polis bereitstellten, um den Herausforderungen der natürlichen Umwelt aktiv und erfolgreich zu begegnen.