In Goethes Ballade "Der Sänger" erstaunt, dass der fahrende Musikant die künstlerische Autonomie jeder sicheren Existenz vorzieht. Die kostbare goldene Kette, mit der ihn der König beschenken will, lehnt er ab mit dem schönen Vergleich: Ich singe, wie der Vogel singt, /Der in den Zweigen wohnet; Das Lied, das aus der Kehle dringt, / Ist Lohn, der reichlich lohnet. Fliegen und singen können wie der Vogel, frei und wild sein dürfen wie ein Tier – diese Faszination an der uns umgebenden Fauna weckt Sehnsüchte – konkret, visionär und künstlerisch; denn teilzuhaben an ihrem unendlichen Reichtum eröffnet Phantasie- und Zufluchtsräume ohnegleichen. Unsere Sympathie für Bestiarien zeigt sich nicht nur in dem Bedürfnis, selber Tiere zu halten, nicht nur in Märchen- und Kinderbüchern, die kaum ohne anthropomorphe Metamorphosen von Tieren auskommen, sondern auch in Mythen, Religionen, Kulturpraxen weltweit. Selbst in der Musik spiegelt sich dieses Faszinosum wider, sei es im klassischen Konzert, das gern programmmusikalische Themata aufgreift, oder in Musicals, Tieropern, Charakterstücken. Derartige Spiegelungen tangieren auch ökologische Reflexionen unserer Zeit, welche um Wahrung von Biodiversität und natürlicher Lebensräume bemüht sind. Es ist Ziel dieser Gemeinschaftsarbeit, den Facettenreichtum grenzüberschreitender Mensch-Tier-Beziehungen aufzufächern und an ausgewählten Werken beispielhaft zu beleuchten.