Meine Jugend in Dresden war geprägt von Musik, von Beat-Musik. In diese Entwicklung passte meine Idee, einen Rolling-Stones-Fan-Club zu gründen, der dann in Dresden-Leutewitz sogar ein zu Hause bekam. Die Stasi jedoch fackelte nicht lange, sondern unternahm alles, um dem Beat-Spuk und dem Stones-Club ein Ende zu setzen. Langhaarige wurden einkassiert, die Haare zwangsbeschnitten, Hausdurchsuchungen fanden statt, Spitzel rekrutiert und in unseren Club eingeschleust usw. Doch das Monster „Beat“ verstummte nicht wieder. Allerdings recht bald unser Stones-Club. Er wurde geschlossen! Fast zwei Jahre hatten wir durchgehalten.
Inzwischen war ich zur „Fahne“ eingezogen worden und betrieb dort meine Beat-Kultur weiter, in Uniform und mit kurzen Haaren. Die Konfrontation mit der Stasi, schon im zivilen Leben, hatte uns zu Systemkritikern gemacht. Und dies verhehlte ich auch nicht bei der „Fahne“. Erst Recht nicht, als der Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen in die CSSR stattfand. 20 Monate Militärhaft in Schwedt war der „Erfolg“. Eine ausführliche Darstellung meiner Haftzeit ist nicht Gegenstand dieses Buches, da es darüber schon eine vollständige Veröffentlichung von mir gibt, mit dem Titel „sonst kommst du nach Schwedt“. Jedoch erzähle ich relativ ausführlich von der verhängnisvollen Stasi-Zeit auf der Bautzener Straße, in der ich unter anderem trübe Erinnerungen aus meiner Schulzeit reflektiere.
Nach meiner Entlassung war vom Stones-Club nichts mehr übrig. Aber viele Fans waren noch da und auch neue, so dass weitere Betätigungsfelder auf uns warteten, um uns dem Unrechtsstaat DDR zu widersetzen. Man hatte mich im Knast nicht gebrochen. Zusammen mit Pfarrer Frieder B. engagierten wir uns in der Weinbergskirche und erreichten mit modernen Jugendgottesdiensten wieder eine große Schar von Jugendlichen. Natürlich wurde dieses antisozialistische Treiben von der Stasi sofort wieder in „Bearbeitung“ genommen und auch wieder bald „zerschlagen“.