Nach dem Verfall des Kaiserreichs und dem Zweiten Weltkrieg stand die Evangelische Theologie vor dem Problem einer notwendigen Neudefinition des ungeklärten Verhältnisses von Protestantismus und Staat. Die Frage der Unterscheidung von Gesetz und Evangelium diente in den 1920er und 30er Jahren unter anderem dazu, das Staatskirchenverhältnis zu klären. Gesetz und Evangelium fungierte so als sozialethische Deutekategorie. David Scherf nimmt drei Theologien des Nachkriegsprotestantismus in den Blick und untersucht die hierin vorgenommenen Verhältnisbestimmungen von Gesetz und Evangelium. Er fragt nach Weiterbildungen und Neuformulierungen ihrer Unterscheidung und der Bedeutung für die Versuche den Protestantismus im Nachkriegsdeutschland auf die neuen politischen Herausforderungen einzustellen. Ausgehend von der Bedeutung von Gesetz und Evangelium für die politische Ethik der 1950er, 60er und 70er Jahre blickt der Autor perspektivisch auf die Frage von deren Bedeutung für die Gegenwart.