Ein zentraler Begriff von Politik bzw. Biopolitik ist der des »Einverständnisses« der Betroffenen. Zuletzt stand er wieder in der #MeeToo-Debatte, bewusst oder unbewusst, im Zentrum der Diskussion.
Geneviève Fraisse zeichnet in der nun vorliegenden zweiten Auflage ihres Buches die geschichtliche Entwicklung und die unterschied­lichen Interpretationen dieses Begriffs nach. In der politischen Theorie von Milton und Rousseau über Durkheim bis hin zu Judith Butler ist das Konzept des Einverständnisses äußerst vielschichtig.
Die Debatten um Verschleierung und Prostitution sind für Fraisse in vielerlei Hinsicht produktiv: Nicht nur unterstreichen sie die genderspezifische Dimension des Problems, sondern auch die Tatsache, dass das »Einverständnis« je nach Zusammenhang andere Ausprägungen annimmt.
Vor allem lädt Geneviève Fraisse aber dazu ein, das »Einverständnis« – abseits von Religion und Moral – im Feld des Politischen zu verorten. Es stellt sich also die Frage, wie das »Einverständnis« als politischer Begriff sinnvoll angewandt werden kann, welche Vorstellung von Bürger_innenschaft und Autonomie es ausdrückt und, nicht zuletzt, welche Möglichkeiten die Verweigerung des Einverständnisses eröffnet.