Nach einem ereignisreichen Tag nimmt ihr Bruder am Abend einen Ordner aus dem Regal und legt ihn auf Ingrids Schoß. Erwartungsvoll öffnet sie den Deckel und sieht einen Stapel Schriftstücke vor sich liegen. Es sind unzählige Briefe. Briefe, geschrieben auf unterschiedlichen Papiersorten in den verschiedensten Formaten. Langsam beginnt sie darin zu blättern. Es sind hauptsächlich Briefe von ihrem Vater Erich und ihrem Großvater Richard. Vorsichtig blättert sie weiter. Einige der Briefe sind in alter deutscher Schrift verfasst und sie muss sich etwas anstrengen, um sie entziffern zu können. Die Briefe ihres Großvaters dagegen sind meist mit einer Schreibmaschine geschrieben. Erstaunt stellt sie fest, dass sie die Korrespondenz zwischen ihrem Vater und ihrem Großvater in den Händen hält. Angefangen mit einer Postkarte vom 22. Mai 1937 bis hin zum letzten Brief in dem Ordner vom 19. November 1947. Gesammelt von ihrem Großvater über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren. Zehn Jahre, die den Menschen dieser Zeit ein schweres Schicksal auferlegt hatte. Sie beginnt, in den Briefen zu lesen, ganz behutsam, damit das alte und teilweise sehr empfindliche Papier keinen Schaden nimmt. Sie liest die Geschichte ihrer Familie, ihre eigene Geschichte, in einer Zeit von Hunger, Zerstörung, Verzweiflung, Krieg und Gewalt, aber auch von Liebe, Hoffnung, Vertrauen und Glauben

Cornelia Bertrand wurde 1968 in Berlin geboren, lebt jetzt mit ihrer Familie in einem Vorort von Berlin und arbeitet als Pädagogin. In diesem Buch hat sie die von ihrem Urgroßvater gesammelten Briefe zusammengefasst, um sie für die kommenden Generationen ihrer Familie aufzubewahren und so ein kleines Stück der Familiengeschichte zu erhalten.