Rousseaus Fiktion der Erziehung verspricht eine doppelte Versöhnung jenseits gesellschaftlicher Zwänge: die des pädagogischen Adressaten mit sich selbst und die einer ‚natürlichen Entwicklung‘ mit einer ‚pädagogischen Lenkung‘.

Rousseaus pädagogische Theorie versucht die Antwort auf eine grundlegende Frage der Moderne: Wie ist eine Erziehung möglich, die es dem Menschen erlaubt, trotz gesellschaftlicher Forderungen mit sich identisch zu sein? In der Moderne ist die Bestimmung des Menschen weder in einem religiösen noch in einem gesellschaftlichen Rahmen vorgegeben: Er wird diese in sich selbst, in seiner ‚Natur‘ finden müssen. Rousseau entwirft eine fiktive Erziehungstheorie, die das pädagogische Verhältnis jenseits gesellschaftlicher Forderungen ansiedelt. Dabei geht er davon aus, dass sich eine ‚natürliche Entwicklung‘ und eine ‚pädagogische Lenkung‘ vereinigen lassen.