Diese dreibändige Publikation mit 1739 Seiten und 42 Beiträgen widmet sich der Stellung der Völkerkunde aus Wien während der NS-Zeit, im Exil und im „Dritten Reich“. Im Fokus stehen institutionelle und biographische Netzwerke sowie ideengeschichtliche Aspekte. Dies bringt akademische Fachgeschichte vor dem Hintergrund der generellen sozio-politischen Zeitgeschichte im damaligen zentraleuropäischen, aber eben auch im internationalen Kontext, systematisch zur Darstellung. Das Spektrum umfasst dabei nicht nur die zentrale Völkerkunde/Ethnologie, sondern auch wichtige Nachbarfächer von Physischer Anthropologie über Ur- und Frühgeschichte bis hin zu Volkskunde, Afrikanistik und Japanologie. Wesentliche Fragestellungen des Bandes sind ausgerichtet auf die Art von Forschungen der Völkerkunde in und aus Wien und auf deren Wechselbezüge zur jeweiligen Politik. Beleuchtet wird damit zum einen das Ausmaß der Beteiligungen an verbrecherischen Aktivitäten zur NS-Zeit, zum anderen inwieweit das Fach in Aktivitäten des Widerstands gegen das NS-Regime eingebunden war. Besonderes Augenmerk wurde auf die Herausarbeitung feiner Nuancen innerhalb der manchmal fließenden Übergänge zwischen Anpassung und Widerstand gelegt. Für die Bearbeitung der Beiträge, an denen 28 Autor/inn/en mitwirkten, wurden insgesamt mehr als hundert verschiedene Archive in zehn Ländern genutzt. Publizierte oder selbst initiierte Interviews mit Zeitzeugen und Familien-Angehörigen ergänzten die Archivforschungen in einigen noch möglichen Fällen. Der Dreibänder bietet auch einen aussagekräftigen Index und mehr als 250 anschauliche Bildquellen, die der Öffentlichkeit zumeist erstmals zugänglich gemacht werden.