»Eine neue Barbarei durchdringt unsere Gesellschaft, da
erstmals Wissen und Kultur auseinanderfallen. Seit dem
›Galileischen Projekt‹ will die Naturwissenschaft die allein
objektive Erkenntnis sein und klammert die sinnlichen
Naturqualitäten wie die damit verbundene Subjektivität
aus: d.h. unser Leben selbst. Weil die Kultur besonders die
Lebensselbststeigerung als Kunst, Religion und Ethik ist, findet sie sich so aus der Moderne ausgeschlossen. Diese prinzipielle Lebensverneinung, die Husserls Lebensweltrehabilitierung tiefer sehen lässt, vollendet sich im Technikprozess, der dem Individuum in seinem unaufhebbaren Lebenspathos nur die ›mediale Existenz‹ des Audiovisuellen als Fluchtort für seinen Bedürfnisaustausch lässt.«
Michel Henry

Henrys Kulturkritik kulminiert in seiner Kritik an der Zerstörung der Universität und an der Verdummung durch die Massenmedien, vor allem durch das Fernsehen. Vor dreißig Jahren geschrieben, trifft seine Kritik heute, da die Ökonomisierung in der Zwischenzeit unaufhaltsam fortgeschritten ist, erst recht ins Schwarze.