Nach der Renaissance treten neue „klassische Zeitalter“ in Europa auf: in Frankreich das „Âge classique“ im 17. Jahrhundert, in England das „Augustan Age“ im frühen 18. Jahrhundert und in Deutschland die „Weimarer Klassik“ um 1800. Die Beiträge des Sammelbandes werfen einen neuen Blick auf diese Stil-Formationen unter dem Begriff der „Regelsysteme des Klassischen“. Dadurch wird der Substanz-Begriff der „Klassik“ radikal historisiert und in einen Funktionsbegriff überführt. Die „Normativität“ der Klassik wird auf ein historisch situiertes Austauschsystem symbolischer Werte zurückgeführt, die Wahlverwandtschaften wie auch Konkurrenzverhältnisse um kulturelle Herrschaft in Europa zum Ausdruck bringen. So geben die Bezugnahmen auf die Vorbilder der griechischen und römischen Antike Rückschlüsse auf den jeweiligen Möglichkeitsraum nationaler Kulturregeln im europäischen Austausch.