St. Prokulus in Naturns ist weit über die Grenzen Südtirols hinaus bekannt. Vor allem die bestens erhaltenen, vorromanischen Malereien mit ihren noch immer schwer zu deutenden Inhalten sind ein Faszinosum.
Am 10. und 11. November 2016 hielt das Südtiroler Kulturinstitut in Zusammenarbeit mit der Markgemeinde Naturns auf Schloss Goldrain und im Prokulus Museum in Naturns die wissenschaftliche Tagung „St. Prokulus in Naturns“ ab. Die Ergebnisse dieser Tagung liegen nun in schriftlicher Fassung vor, sodass ein umfassendes, den derzeitigen Forschungsstand darstellendes Bild zur Kirche gezeichnet werden kann.
Zahlreiche neue Ergebnisse haben althergebrachte Thesen und Datierungen widerlegt. Archäologie, Baugeschichte, Bautypologie, Kunstgeschichte und Geschichte, alle angerissen Themenkreise, können mit Neuigkeiten aufwarten: die Entwicklung des Friedhofsareals von der Spätantike bis in die frühe Neuzeit, die Bauphasen der Kirche, Vergleiche zu Kirchen mit trapezförmigem Chor nördlich und südlich der Alpen, die vorromanischen Fresken im Vergleich zur frühmittelalterlichen Wand- und Buchmalerei, die gotischen Malereien vor dem Hintergrund der Grundherren, die Geschichte der geistlichen und weltlichen Herren in Naturns, neue spektralfotografische Aufnahmen der Fresken, letztendlich zwei Miszellen zur Ikonographie der vorromanischen Wandmalerei. Renommierte Autorinnen und Autoren aus Süd- und Nordtirol, der Schweiz, Deutschland und Norditalien geben Einblick in die lange und vielfältige Geschichte der kleinen Prokulus-Kirche von Naturns.
Dieser reich bebilderte Band wird der St.-Prokulus-Forschung wieder einen deutlichen Impuls geben.