In den späten 1950er Jahren erkannte Jacob Kaplan die Wadi Rabah-Kultur als eigenständige kulturelle Einheit der südlichen Levante und schlug mögliche Verbindungen zur nördlichen Levante, nach Mesopotamien und Ägypten vor. Der vorliegende Band geht Kaplans Vorschlag im Detail nach und untersucht die Kulturen Nordmesopotamiens, der Levante und Ägyptens und deren Wechselwirkungen zwischen ca. 5800 und 5200 cal BC. Das 6. vorchristliche Jahrtausend ist geprägt von einem dichten Netzwerk von Handelsbeziehungen und kulturellen Interaktionen im Zuge derer diese erste bekannte überregionale kulturelle Einheit entsteht. Mit dem Ende dieser Periode kehrten die unterschiedlichen Regionen weitgehend zu kultureller Individualität zurück, um erst in der Bronzezeit wieder zu ähnlich intensiver überregionaler Interaktion zurückzufinden. Diese Studie überschreitet damit moderne politische Grenzen, verschiedene akademische Traditionen, Forschungsschwerpunkte und Methoden. Basierend auf einer absoluten Chronologie, welche für jede Region mittels Bayes'scher Modellierung bereits vorhandener Radiokohlenstoffdaten entwickelt wurde, werden die Hauptmerkmale in Bezug auf Siedlungsmuster, materielle Kultur, Bestattungsriten, Kunst und Subsistenzstrategien dargelegt, um bislang unbemerkte Parallelen in der materiellen Kultur und kulturellen Praxis zwischen diesen vier Regionen systematisch zu analysieren. Belege für importierte Rohstoffe und/oder Produkte werden zusammengefasst, die gesammelten Verknüpfungen und Wechselwirkungen in einem breiteren geografischen Kontext erörtert sowie Mechanismen, die dieser Wechselwirkung zugrunde liegen könnten, untersucht und mögliche überregionale Dynamiken vorgeschlagen. Es kann wahrscheinlich gemacht werden, dass das kulturelle Zentrum, welches die Südlevante zu dieser Zeit beeinflusst hat, in der nördlichen Levante und im nördlichen Mesopotamien zu suchen ist.