Diese Begriffsgeschichte musikalischer Aufführung im 20. Jahrhundert legt in drei Fallstudien zu Berlin um 1925, um 1940 und um 1975 ein breites Geflecht von begrifflichen Grenzen und Gemeinsamkeiten, Differenzen und Kontinuitäten dar. Das Sprechen über Aufführungen in den drei grundverschiedenen historischen Situationen wird anhand eines umfangreichen Quellenkorpus rekonstruiert, der Monografien, Lexika, Musikzeitschriften und Tageszeitungen berücksichtigt. Um 1925 schlagen sich die Stilpluralität der Aufführungskulturen und die aufkommende Technisierung in einer terminologischen Vielfalt nieder, die alte Begriffe wie ›Aufführung‹, ›Vortrag‹, ›Interpretation‹ und ›Reproduktion‹ mit neuen Bedeutungen versieht. Diese Bedeutungsvielfalt zerbricht in den Jahren des Nationalsozialismus zugunsten einer Normierung und Anpassung der Begriffe an nationalsozialistische Ideale der Aufführung. Im geteilten Berlin um 1975 herrschen begriffliche Abgrenzungen vor, wobei Gemeinsamkeiten in Ost- wie Westberliner Medien vor allem in Besprechungen der Avantgardemusik zu finden sind. Von ›Performance‹ wird man allerdings erst in den allerletzten Jahrzehnten des Jahrhunderts sprechen.