Mitte der 60er-Jahre erreichten die Beziehungen der Bundesrepublik zum Peripheriestaat Chile ein bis dahin unbekanntes Ausmaß. Sicherlich trugen hierzu die durch den Kalten Krieg bedingte Deutschlandpolitik wie auch der Vormarsch der marxistischen Linken in Lateinamerika bei, vor allem jedoch die DDR-Offensive und die Entstehung einer christdemokratischen Partei in Chile.
Die Studie zeigt, dass die Erstarkung dieser Beziehung nicht nur ein Verdienst staatlicher, sondern auch transnationaler Akteure war. Dementsprechend massiv war 1964 die Bonner Wahlkampfhilfe, eine Komplizität, die allerdings permanente Reibungen zwischen den Schwesterparteien nicht ausräumte. So sehr das Politische maßgebend war, bemühte sich die Bundesrepublik ebenso um eine kulturelle Selbstdarstellung. Zwar stimmt, dass im „Kulturkrieg“ gegen die DDR diese Dimension politisch manipuliert wurde; doch zeigten diese Unnachgiebigkeit und die Bemühungen um Abkehr der Deutschstämmigen von überholten Deutschlandbildern, wie sehr die Bundesrepublik als moderne, westliche Gesellschaft wahrgenommen werden wollte.