Wie ist es möglich, dass literarische Texte ihre Leser emotional überwältigen und sprachlos zurücklassen? Dieser Frage widmet sich die Präsenztheorie, die nichts Geringeres zu beschreiben versucht als die philosophischen Grundlagen und die spezifischen Produktionsstrategien intensiver ästhetischer Erlebnisse. Ziel dieses Buches ist es, die wichtigsten Ansätze der sechs bedeutendsten Präsenztheoretiker (George Steiner, Jean-Luc Nancy, Karl Heinz Bohrer, Martin Seel, Dieter Mersch und Hans Ulrich Gumbrecht) auf ihre textanalytische Anwendbarkeit hin zu prüfen. Dabei werden erstmals ausführlich die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede unter den jeweiligen Ansätzen abgewogen, ehe anhand der Analyse dreier Prosatexte der deutschen Gegenwartsliteratur (Rainald Goetz’ Rave, Helmut Kraussers UC und Wolfgang Herrndorfs Tschick) der methodische Mehrwert der Präsenztheorie demonstriert wird. Die Ergebnisse dieses Buches legen nahe, dass die Präsenztheorie das Potenzial besitzt, sich als ein neues Paradigma in der Literaturwissenschaft zu etablieren.