April 1845, Serneus im hinteren Prättigau. Die Witwe Anna Maria Polt hat eines Nachts einen sonderbaren Traum: In einer Ecke ihres Kellers ist das Grab eines Kindes. Am arauffolgenden Tag gräbt sie an der besagten Stelle und stösst wirklich auf ein Skelett. Der Verdacht der Behörden fällt bald auf Katharina Reidt, die Tochter des Wasenmeisters im Nachbarhaus.Wie sich im Verlaufe der Ermittlungen herausstellt, ist aber weitaus mehr geschehen als ein Kindsmord. Einer der aufsehenerregendsten Fälle der Bündner Justiz im 19. Jahrhundert nimmt seinen Lauf.Wer weiss, ob nicht die Stimme der Unglücklichen einst vor einem höhern Richter auch gegen uns, ihre Mitmenschen und Mitchristen, eine schwere Anklage erheben wird? Wer weiss, welchen Antheil namentlich mangelhafte Erziehung, die verachtete Stellung, welche eingewurzelte, lieblose Vorurtheile in manchen Gegenden unseres Landes dem von Reidt ausgeübten Berufe anweisen – wer weiss, welchen Antheil dieses Alles an dem verbrecherischen Lebenswandel desselben hat und wie viel es dazu beigetragen hat, sie in den tiefen Abgrund sittlicher Versunkenheit zu stürzen, in den uns die Untersuchungsakten einen so schaudererregenden Blick öffnen?(Aus der Eröffnungsansprache des Präsidenten des Kantonskriminalgerichts Graubünden bei der Urteilsverkündung gegen Johannes und Katharina Reidt im Februar 1846)