Als die Opfer des Holocaust und WiderstandskämpferInnen 1964 als Zeuginnen und Zeugen im Auschwitzprozess erstmals wieder nach Deutschland reisten, befand sich die psychologische Traumaforschung noch in ihren Anfängen. Bevor sich PsychologInnen, TherapeutInnen, JournalistInnen und JuristInnen dem Thema stellen konnten, gründete sich ein erster Betreuerkreis und leistete in Sachen Vergangenheitsbearbeitung Pionierarbeit. Trotz ihres Beitrags zu einer bundesweiten Erinnerungskultur und ihrer Leistung hinsichtlich des transnationalen Dialogs mit den Opfern führt die Zeugenbetreuung in der wissenschaftlichen Forschung noch heute ein Schattendasein.

Funkenberg befasst sich im vorliegenden Buch mit der Zeugenbetreuung bei NS-Prozessen und beleuchtet insbesondere die Motivation der Betreuerinnen und Betreuer für ihr Engagement, die emotionale Herausforderung der Betreuungsarbeit und die psychische Verfassung der OpferzeugInnen. Anhand von Interviews, Briefen und Berichten belegt sie die Einzigartigkeit der Begegnungen von ZeugenbetreuerInnen mit Holocaust-Überlebenden und WiderstandskämpferInnen.