Erwin von Zach (1872-1942), österreichisch-ungarischer Diplomat und Sinologe, war der bedeutendste deutschsprachige Übersetzer klassischer chinesischer Dichtkunst. Wir verdanken ihm die vollständigen poetischen Werke von Li Po (Li Bai), Tu Fu (Du Fu) und Han Yü (Han Yu) sowie einen wesentlichen Teil der Gedichte von Po Chü-i (Bo Juyi) und dazu den größten Teil der literarischen Anthologie Wen-hsüan (Wenxuan) in deutscher Sprache. Zu seinen Lebzeiten war Zach damit jedoch nicht erfolgreich: Wegen seiner scharfzüngigen, wenn auch meist berechtigten Kritik hatte er Schwierigkeiten, seine Arbeiten zu veröffentlichen, und so mußte er sie in Deutsche Wacht, dem deutschen Gemeindeblatt in Batavia, sowie den Mededeelingen van het China-Instituut (Batavia) drucken, Blätter, von denen heute weltweit kaum mehr als ein komplettes Exemplar nachzuweisen ist. Inzwischen sind jedoch, vor allem dank der Harvard-Universität, die meisten Werke Zachs neu ediert und besser zugänglich. Ein Vorurteil besteht bis heute darin, daß Zach keine betont philologischen Übersetzungen (mit zahlreichen Anmerkungen) liefern wollte - es war ihm wichtiger, den Sinn der Gedichte genau und korrekt wiederzugeben, wobei er vielfach Erläuterungen in die Übertragungen einarbeitete. Zwar waren seine Wiedergaben dadurch nützlicher als die meisten anderen, doch die Philologen blieben kritisch und das breitere Publikum vermißte eingängige Reime. Der vorliegende Band verzeichnet die einzelnen Übersetzungen und erschließt sie durch Register und Fundstellen, reproduziert eine Reihe von Übersetzungen (Po Chü-i und die Neun Umstimmungen) und gibt Zachs Briefe an den Dichter Albert Ehrenstein in annotierter Form wieder.