Das US-amerikanische Living-History-Museum Colonial Williamsburg ist ein Ort, an dem sich Besucher in die Revolutionary City der 1770er Jahre begeben können. Durch die Geschichte, die dort situativ erzählt und erlebt wird, spannen sich Atmosphären auf, die unterschiedliche Zeiten verbinden. An dieser Schnittstelle des Erhaltens und Gestaltens des kulturellen Erbes wird der Begriff der Authentizität bei Beteiligten und Kritikern gleichermaßen als relevant betrachtet. Christina Kerz analysiert diese lebensweltliche Nähe von Atmosphäre und Authentizität. Sie entwickelt eine Theorie, die den Prozess atmosphärischen Gestaltens und Erlebens erfasst und das Phänomen der Authentizität aus räumlich-leiblicher Sicht erschließt. Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur empirischen sozialwissenschaftlichen Atmosphärenforschung, da sie phänomenologische und konstruktivistische Perspektiven auf theoretischer und methodischer Ebene zusammenführt und die sozialgeographische Terminologie um affektiv-leibliche Begriffe erweitert. Sie ist ein Plädoyer für die Offenheit gegenüber dem Augenblicklichen und liefert neue Erkenntnisse zur Inszenierung von Orten, Ereignissen und Geschichte(n).