Gleich einer Zauberformel hat sich heute über viele Lebensbereiche die Vorstellung gelegt, dass alles eine Erzählung sei. Wo als ausgemacht gilt, dass die Erfahrung von Leben, Wissen und Handeln nur als ›Story‹ zu haben ist, verdeckt diese Vorstellung aber ihren ideologischen Kern. Dieser drängt auf Mitmachen und Weitermachen dort, wo ein Anhalten dringend nötig wäre.
Ansgar Mohnkern verfolgt Ordnungen der Erzählung von der Zeit der großen Romane (Melville und Proust) bis zur Welt der Algorithmen. Er zeigt, wie diese Ordnungen daran mitwirken, dass das Leben, zumal das geglückte, heute mehr denn je in Frage steht. Dabei liefert Mohnkern die Kritik einer ideologischen Praxis unter der polemischen Formel: Gegen die Erzählung.