Als einzigartig artenreicher See, scheinbar unerschöpfliche Nahrungsmittelquelle und entwicklungspolitische Ressource zog der Lake Victoria im Lauf des 20. Jahrhunderts zahlreiche Akteure an: Wissenschaftler, internationale Organisationen, Kolonial- und Entwicklungspolitiker nutzten den größten See Afrikas für ihre Zwecke und integrierten ihn zunehmend in globale Handlungs- und Austauschprozesse. Auf der Basis umfassender Archivstudien in Großbritannien und Uganda zeichnet Jan C. Breitinger nach, wie unter dem Einfluss ortsfremder Akteure aus einem paradiesisch anmutenden See ein höchst beanspruchter sozioökonomischer Raum und beispiellos geschädigtes Habitat wurde. Die multiperspektivische Betrachtung des Lake Victoria führt facettenreich Aspekte der (De-)Kolonialisierung Afrikas, der Erforschung und Nutzbarmachung dortiger Naturressourcen sowie der Globalisierung vor Augen.