Unselbständig, hoffnungslos überreflektiert und gefangen in Zitaten – das ›19. Jahrhundert‹ tauft die elenden Söhne der deutschen Klassik auf den griechischen Namen 'Epigonen'. Hundert Jahre später hören die Nachgeborenen auf den Epochentitel ›Postmoderne‹ – entlastet, theorieselig und verstrickt in Ironie. Geschichte und Epigonen geht der historischen Analogie zwischen dem ›19. Jahrhundert‹ und der ›Postmoderne‹ nach. Es rekonstruiert die Diskursgeschichte der Epigonen von Hegels Diagnose von der Kunst als Sache der Vergangenheit über Gervinus’ Literaturgeschichte und Immermanns Epigonen-Roman bis hin zu Nietzsches Historismus-Kritik. Die Geschichten über Epigonen sind Erzählungen der ›Geschichte‹ – die ›Literatur‹ Stifters und Bernhards stellt sich dem Problem anders. Die ›historisch‹ als Differenz von Restauration und Destruktion beschreibbaren Unterschiede zwischen beiden Autoren suspendiert eine Lektüre mit der Referenz auf ›Literatur‹. Stifter inszeniert Familienwunder, Bernhard träumt von deren Auslöschung, doch das Werk beider kreist unentwegt um die jeweiligen Szenen ihrer Autorschaft. Das zentrale Problem ist daher die Unterscheidung von ›Literatur‹ und ›Geschichte‹, das theoretisch u.a. anhand der Auseinandersetzung zwischen Derridas Dekonstruktion und Foucaults Diskursanalyse durchgearbeitet wird – somit der Versuch, ein 'Buch' im Sinne de Certeaus zu sein, 'das aus zwei ungleichen, aber symbolischen Hälften besteht' und 'der Geschichte einer Vergangenheit die Reise-beschreibung eines Verfahrens' voranstellt.