Günter Figals phänomenologische Hermeneutik, wie sie in diesem Buch entwickelt wird, gehört mittlerweile zu den maßgeblichen Positionen hermeneutischen Denkens. Die nachhaltige Provokation von Gegenständlichkeit besteht darin, dass Interpretation und Verstehen, die oft als subjektive Leistungen gelten, realistisch bestimmt werden. Das Interpretieren erweist sich dabei als originärer Bezug auf eine Sache; es ist auf etwas bezogen, das entgegensteht und herausfordert und so das Interpretieren in Gang setzt. Deshalb wendet sich Figals Gegenstandshermeneutik auch gegen die in der modernen Philosophie verbreitete Kritik der 'Vergegenständlichung'. Figal zeigt außerdem, dass sich in der hermeneutischen Erfahrung nur intensiviert, was für das menschliche Leben allgemein gilt: Das Leben ist durch einen die Lebensvollzüge tragenden Sachbezug bestimmt, der von den hermeneutischen Dimensionen der Welt - Freiheit, Sprache und Zeit - ermöglicht ist.