Wieviel Wein ist eigentlich in einem Holzfass enthalten? Diese Frage stellt sich nicht nur der Liebhaber eines guten Tropfens: Im mittelalterlichen Weinhandel war sie von essentieller Bedeutung, denn die von den Städten beim Weinverkauf erhobene Steuer stellte eine wesentliche Einnahmequelle dar. Da die handgefertigten Fässer nicht normiert waren, erfanden kluge Köpfe für ihre Inhaltsbestimmung einfach zu bedienende Messstäbe, die Visierruten. Bereits lange vor Kepler und seiner Fassregel ließ sich so schnell und recht präzise der Fassinhalt bestimmen. Aber wie erstellt man Visierruten und welche mathematischen Prinzipien liegen ihren Skalen zugrunde? Wer nahm die Messungen im Alltag vor? Gunthild Peters geht diesen Fragen auf der Grundlage einer im 15. Jahrhundert weit verbreiteten, handschriftlich überlieferten Textsammlung rund um das „Visieren" nach. Peters rekonstruiert die Herstellungsanweisungen und stellt am Beispiel Nürnbergs die aus dem Handwerk rekrutierten Spezialisten für Fassmessung vor, die Visierer. Auf diese Weise verbindet die Autorin nicht nur historische und mathematische Analyse, sondern zeigt auch das gelungene Zusammenspiel theoretischen und praktischen Wissens auf. Der Band enthält darüber hinaus eine Edition der lateinischen Textgrundlage.

Ausgezeichnet mit dem Georg-Uschmann-Preis für Wissenschaftsgeschichte, verliehen von der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften.