Der jüdische Schriftsteller Philo von Alexandrien (gest. ca. 50 n. Chr.) hat ein umfangreiches Werk in griechischer Sprache hinterlassen. Einer größeren Zahl bibelexegetischer Werke steht eine kleinere Zahl philosophischer Abhandlungen gegenüber. Bibelexegese und Philosophie kann er auch verbinden. Das geschieht in dem kleinen Traktat „Das Leben eines Politikers oder über Josef“. Philo bietet eine philosophische Nacherzählung der biblischen Josefsgeschichte, in der Josef als eine Art hellenistischer Herrscher erscheint. In die Nacherzählung stellt er drei Exkurse ein; sie bilden eine mit der Nacherzählung nur lose verknüpfte Abhandlung über Ethos und Selbstverständnis des Politikers in einer demokratisch verfassten antiken Polis. Auf diese Weise entsteht eine staatsphilosophische Schrift über die beiden Typen des antiken Politikers – des Herrschers über ein Territorium und des in der Polis tätigen, sich mit Fragen der Justiz und der Verwaltung beschäftigenden Beamten. Tatsächlich ist Philos Josefsschrift das einzige antike Werk, das diese beiden Typen des Politikers gleichzeitig behandelt. Auf diese Weise leistet Philo einen profilierten Beitrag zur antiken politischen Philosophie.

Die einzige deutsche Übersetzung von Philos Josefsschrift stammt aus dem Jahr 1909. Lang bietet eine ausführliche Einleitung, ein Glossar philonischer Grundbegriffe, eine neue, in lesbarer Sprache gehaltene Übersetzung sowie den ersten Kommentar zu diesem Werk. Philos Josefsschrift wird hier erstmals umfassend erschlossen – sowohl für den interessierten Leser als auch für den Kenner antiker Literatur.