Die sogenannten ˈArvalbrüderˈ betrieben den im vorstädtischen Bereich von Rom gelegenen ˈheiligen Hainˈ der Göttin Dea Dia. Die aus zwölf Senatoren bestehende Priesterschaft ließ ihre Kulthandlungen inschriftlich aufzeichnen – diese ˈKultprotokolleˈ sind bis heute umfassend erhalten geblieben und bieten eine Fülle von Informationen, die uns zu den anderen römischen Kulten fehlen.


John Scheid nimmt die neuesten Grabungsergebnisse zum Anlass, sich einem der interessantesten Phänomene der römischen Religionsgeschichte zu widmen: Neben dem Aufbau und der Struktur des Heiligtums der Dea Dia lässt sich aufgrund der einzigartigen Überlieferung auch der Ablauf der Kulthandlungen, etwa eines Opfers an die Göttin, im Detail rekonstruieren. Scheid nimmt auch die spezifische Lage des Hains im Umkreis von Rom in den Blick, die auf die religiöse Restaurationspolitik des Augustus zurückzuführen ist. Die hervorragende Quellenlage erlaubt zudem Rückschlüsse auf zentrale Bestandteile der römischen religio wie die Gelübde an die Gottheiten oder den Kaiserkult.