Arbeitsteilige Organisation der Produktion in einem nationalstaatlich strukturierten Wirtschaftsraum kennzeichnet die Wirtschafts- und Sozialgeschichte Europas seit mindestens dem späten 19. Jahrhundert. Die ökonomische Integration war und ist eine Triebfeder der politischen Integration. Insofern gehen viele politische Diskussionen und Konflikte, etwa über Staatsverschuldung und Finanzpolitik, weit über die jeweiligen Einzelthemen hinaus – sie betreffen die Wurzeln des auf nachhaltigen Frieden und Wohlstand angelegten Projekts der Europäischen Integration.


Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes fragen nach konkreten Akteuren und Institutionen, Ereignissen und Entwicklungen dieses Prozesses: Welche beeinflussten die sozioökonomische Integration und Desintegration Europas? Welche beförderten, welche bremsten sie? In acht Fallbeispielen greifen die Beiträge in wirtschafts- oder sozialhistorischer Perspektive unterschiedliche Aspekte heraus: von der infrastrukturellen Integration über Logistik und Geldpolitik bis hin zu nationalen Schuldenkulturen. Diese historischen Analysen leisten einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Vor- und Nachteile von Integration (oder Desintegration), der Interessen, Handlungsspielräume und Strategien der Akteure.